Samstag, 19. Dezember 2009

Unvermeidlich

Titel: Unvermeidlich
Autor: callisto24
Fandom: 24
Rating: PG
Genre: Humor
Inhalt: Sondereinsatz der CTU
Disclaimer: Nichts davon gehört mir und ich verdiene hiermit auch kein Geld.

* * *


"Verdammt, Chloe... wo bleiben die Koordinaten?"

Jacks heisere Stimme drang blechern aus den Lautsprechern, bewirkte, dass die rosige Gesichtsfarbe der Angesprochenen sich um eine Nuance vertiefte.

"Was willst du, Jack? Ich kann nicht hexen", schnappte sie ärgerlich zurück.

"Witterung und Entfernung beeinträchtigen die Übertragung, wie du sehr wohl weißt, also reiß dich zusammen!"

"Du hast gut reden", zischte Jack. "Die Lage ist ernst, wir dürfen uns keine Fehler erlauben. Die Gefahr, dass die Mistkerle wieder verschwinden und für ein Jahr abtauchen, ist einfach zu groß. Es geht hier schließlich um..."

"Ich weiß." Chloe schnitt ihm das Wort ab, und verdrehte die Augen gen Himmel.

"Jack, wo bist du jetzt?"

Bills stählerne Augen folgten der auf dem Monitor angezeigten Bahn des Satelliten, welcher unmittelbar vor der Vermittlung der einschlägigen Bilder stand.

"Verlassene Lagerhalle, Ecke Scrooge Boulevard. Hab sie genau im Visier."

Jack senkte das Nachtsichtgerät, aktivierte mit der freien Hand einen weiteren Verbindungskanal, der ihn direkt ins Pentagon führte.

"Sie fühlen sich sicher, Karen. Wir sollten sobald als möglich zuschlagen. Was sagt das Verteidigungsministerium?"

"Steht geschlossen hinter euch. Der Präsident wurde bereits informiert, und hat sein OK gegeben, Jack. Wir brauchen nur noch den genauen Standpunkt, und das Problem ist gelöst."

"Keine Bedenken wegen... wegen der Jahreszeit?"

"Die Verräter haben es nicht besser verdient. Bei illegaler Spielzeugproduktion kennt die Regierungsspitze kein Pardon."

"Ich hab die Koordinaten." Chloe japste aufgeregt.

"Was siehst du, Jack?"

Der Agent riskierte einen kurzen Blick, bevor er sich wieder hinter die Mauer zurückzog.

"Es sind viele, nicht auszuschließen, dass es auch Unschuldige trifft!"

"Unschuldig ist niemand, der sein Land auf diese Weise missachtet", bellte Bill zurück.

"Wer ist ihr Anführer?"

Jacks Augen verengten sich zu Schlitzen.

"Er ist korpulent, weißer Bart, trägt einen auffälligen, roten Anzug, vermutlich eine Tracht oder Uniform."

"Wir sehen ihn jetzt." Bill beugte sich über Chloe, um das unscharfe Bild in Augenschein zu nehmen.

"Offensichtlich ist er in Eile, hetzt seine Arbeiter ganz schön in der Gegend herum."

"Ich wusste doch, dass es hier um Sekunden geht", knurrte Jack. "Wie könnte es auch anders sein?"

Er rieb sich die Stirn, sein gequälter Blick flog hinauf zum Sternenhimmel, der sich wie eine Kuppel über ihm wölbte, ungewöhnlich klar und still, als würde die Welt den Atem anhalten.

Was war es nur, das er vergessen hatte? Irgendetwas Wichtiges mussten sie übersehen haben, er könnte es schwören.

"Also gut, Jack." Auch Bills Stimme klang eigenartig gepresst.

"Das Ziel ist anvisiert, die Raketen in Stellung. Internationale Konflikte wurden ausgeschlossen, die führenden Nationen der Erde sind sich einig, dass im Bereich des freien Handels keine Betrügereien erlaubt sind."

"Ich verstehe, Sir", murmelte Jack abwesend.

"Wir sind uns doch einig, dass unser Wirtschaftssystem ernsthaft Gefahr läuft zu kollabieren, wenn wir einfach jedem erlauben würden, ungehemmt zu produzieren und sinnlos zu verteilen, ohne die Regeln des Marktes zu beachten, ohne sich um die selbstregulierenden Kräfte von Angebot, Nachfrage, die belebenden Wechselwirkungen von Zoll, Einfuhr-, Ausfuhrerlaubnis, Steuern, Preisdruck, Monopolmissbrauch, Erpressung..."

"Ich weiß", warf Jack ein. "Ebensowenig wie die Transportindustrie es dulden kann, dass Waren unmittelbar ihrer Bestimmung zugeführt werden... ganz zu schweigen von dem Mangel an Kohlendioxidausstoß durch die streng verbotene Beförderung mit Hilfe fliegender Rentiere. Trotzdem..."

Er schüttelte zweifelnd den Kopf, zupfte unsicher an der schusssicheren Weste.

"Trotzdem kommt es mir irgendwie falsch vor... als hätten wir..."

Er sah erneut empor, hinauf in die sternklare Nacht und ihn fröstelte.

"Es schneit", murmelte er, mit traurigem Blick einer einzelnen, verirrten Flocke folgend, die langsam aus dem wolkenlosen Himmel zu ihm hinab taumelte.

"Es schneit in Los Angeles."

"Was?"

Bill sah Chloe erstaunt an, die sich mit dem Finger gegen die Stirn tippte.

"Jack, mein Junge." Er fuhr sich durch das silbergraue Haar, bemühte sich, den Worten einen besänftigenden, beruhigenden Unterton zu geben.

"Du bist überarbeitet. Nur noch diesen Auftrag, dann gehst du in Urlaub."

"Ich weiß nicht."

"Aber ich weiß... wir jagen jetzt diese Brutstätte terroristisch - kommunistischen Ursprunges in die Luft, und dann legst du die Füße hoch und genießt die Feiertage."

Jack zog die Stirn in Falten.

"Feiertage", flüsterte er. "Endlich Ruhe und..."

Er stockte, drehte, ohne es zu merken, an den Schlaufen seines Patronengurtes.

"Genau", mischte sich Chloe ein, seine Verwirrung selbst durch die Drähte absorbierend.

"Ruhe und... und... das, wovon manchmal in diesem Zusammenhang gesprochen wird...

Aber zuerst musst du diesen Verbrecher erledigen, Jack. Er erhebt sein scheußliches Antlitz nur an diesem einen Tag im Jahr, und doch gelingt es ihm irgendwie, ihn endlos erscheinen zu lassen... erstaunlich, wie er das immer wieder..."

"Ich weiß wie das ist; Chloe... ich weiß es."

"Um so besser!" Bill's Worte durchschnitten messerscharf die Luft.

Jack war mit einem Mal, als würde eine sanfte Brise ihm den Klang von Glöckchen entgegen wehen. Er wand den Kopf, reckte ihn in die Richtung aus der das hauchzarte Geläut sich näherte.

Bill holte tief Luft.

"Jack, du bist doch kein Anfänger. Nur noch den Peilsender befestigen, aktivieren, das Signal zum Abschuss senden, und wir haben endgültig Ruhe vor diesen fundamentalistischen Geschenkeverteilern."

"Morris, sieh doch nur", quietschte Chloe mit einem Mal und wies auf die Satellitenbilder, die nun begannen, sich dem Ziel von verschiedenen Winkeln aus, zu nähern.

"Nein wie niedlich... die grünen Käppchen... und die spitzen Öhrchen..."

Bill schnellte herum.

"Lass dich nicht ablenken", warnte er. "Die Verschwörer haben ihre Zellen vom Nordpol aus überall etabliert, es gibt kaum noch ein Land, das sie noch nicht unterwandert haben. Die Bedrohung darf auf keinen Fall unterschätzt werden."

"Verstanden."

Jack senkte schweren Herzens den Kopf. Ein leises Stöhnen entrang sich seinen Lippen, als er den Schalldämpfer kunstgerecht befestigte, die Skimütze über die Augen zog.

Bill hatte Recht. In der heutigen Zeit gab es keinen Platz für Elemente, die sich weigerten Rücksicht auf das empfindliche Gleichgewicht der ökonomischen Kräfte zu nehmen.

Es war eine Frage der nationalen, nein, der internationalen Sicherheit, zweifellos eine Notwendigkeit, seine persönliche, heilige Pflicht, diesem, so gar nicht marktorientierten Geben und Nehmen, ein für alle Mal ein Ende zu bereiten.

Der winzige Sender, der hochexplosives Material pfeilgerade zur Wurzel des Übels lenken sollte, bohrte sich unangenehm in seine Hüfte.

Der Moment war gekommen, es gab keine Alternative, keine weitere Möglichkeit, so sehr er sich auch dagegen sträuben mochte, das Unausweichliche zu akzeptieren.

Ein merkwürdiger Duft erfüllte die Luft, als er sich lautlos, auf schwarzen Gummisohlen, an der schroffen Mauer entlang tastete. Er erinnerte ihn an seine Kindheit, an eine besondere Zeit, angefüllt mit dem Aroma von Gewürzen und Kerzen.

Nun konnte er das Geläut deutlicher vernehmen, es vibrierte hell, und ihm schien, als würde es von leise summenden Schellen begleitet.

Ein glitzernder Faden sank zu Boden.

"Engelshaar", dachte Jack und fing ihn achtlos, während er den Schalter betätigte, der das unscheinbare, elektronische Gerät in eine Quelle pulsierender, leuchtender Wellen verwandelte.

Nur eine einzige, weitere Explosion in dieser Nacht, und die Welt würde im kommenden Jahr ein klein wenig sicherer sein.



Und darauf kam es schließlich an.

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