Dienstag, 23. September 2008

Abschied

Dear Nancy!

Es ist schon eine Weile her, da habe ich geträumt von dir. Der Traum war mir wertvoll. Auch in diesem Traum hast du mich geführt, mich gelehrt, mir etwas beigebracht.
Ich vermisse Nancy, weil sie eine Freundin war. Sie lebte weit weg von mir, auf der anderen Seite der Welt, wenn man so will. Aber schon bevor ich dich kannte, hattest du eine Bedeutung für mich. Denn bevor ich wusste, was Slash war, davor schon hatten deine Geschichten mich berührt.
Dafür habe ich jemandem zu danken, jemanden, dessen Namen ich immer noch nicht kenne, und vermutlich nie kennen lernen werde. Was ich damals nicht wusste, war, dass ich nicht die einzige war, die im Geheimen die Geschichte, die auf dem Bildschirm offeriert wurde, weiterträumte. Dass ich nicht die einzige war, die diese Spannungen, die Interaktionen zwischen den Darstellern auf eine ganz einzigartige Weise auffasste und verstand. Dass ich nicht die einzige war, die sich heimlich, sehr heimlich Liebesgeschichten ausdachte, in denen der Protagonist, der bereits in der Serie gebeutelt und durchgeschüttelt wurde, emotional an seinen Tiefpunkt gebracht, physisch erschöpft und nur durch die selbstlos romantische Liebe eines anderen Mannes am Leben erhalten werden konnte. Ich glaubte wirklich allein zu sein. Ich dachte wirklich, dass ich verrückt, wahnsinnig, durchgeknallt und ganz und gar unnormal wäre. Eine Beleidigung in den Augen der Welt, eine Beleidigung für die geistige Gesundheit jedes Fernsehzuschauers und eines jeden Menschen, der in der Fernsehwelt tätig war.
Wohlgemerkt, zu dieser Zeit gab es „Queer as Folk“ noch nicht. Und auf jeden Fall existierte keine Serie, kaum ein Film, der auch nur in Ansätzen eine Thematik wie diese behandelte, als ich in meiner Jugend mit dieser Unsitte begann. Als ich feststellte, dass in die Traumwelt zu verschwinden noch herrlicher war, wenn die Phantasie mit den verbotenen Früchten spielte. Ohne Wissen oder Gewissen stellte ich mir vor, wie zwei Männer sich liebten. Und es war schön, es war tröstlich, es lenkte mich ab, von meinem eigenen, traurigen Leben.
Und immer half die visuelle Unterstützung des Fernsehens oder des Kinos. Immer inspirierten mich die Bilder der Helden, die durch schwere Zeiten gingen, deren Leben hart war, schwierig, extrem. Extrem, im Gegensatz zu meiner eigenen langweiligen Existenz. Und dennoch waren sie nicht glücklich. Sie mussten leiden. Und doch gab es etwas, das sie tröstete, das ihnen half, sie aufbaute, sie weitermachen ließ, egal wie schrecklich es für sie wurde.
Ich phantasierte die schrecklichsten Geschichten, die größten seelischen Qualen, Schuld und Sühne, Leid und Verfolgung. Und ich phantasierte die Augenblicke, in denen die Qual stoppte, in denen jemand Trost finden konnte. Trost in den Armen des Geliebten.
Zumeist hatte meine Begeisterung für einen Handlungsstrang nachgelassen, sobald ich in meiner Phantasie soweit gekommen war. Zumeist reichte der kurze Gedanke an das leichte Kribbeln, das mit der Vorstellung einher ging, die beiden Auserwählten würden sich endlich lieben dürfen, und ich war zufrieden. Zufrieden mit meiner heimlichen Leidenschaft.
Manchmal dachte ich es mir durchaus als merkwürdig, das mich niemand verstehen sollte und stellte mir die entfernte Möglichkeit vor, ich könnte nicht die Einzige oder der Einzige sein, der diese versteckten Phantasien in seinen Tagträumen zur Realität werden ließ.
Manchmal glaubte ich, es könnte ein Ziel in meinem Leben sein, diesen Gedanken, die doch so offen in der Luft hingen, Stimme zu verleihen.
Doch niemals unternahm ich wirklich einen ernsthaften Versuch. Niemals glaubte ich wirklich, den Mut aufbringen zu können, die Welt auf diese Art, durch meine Phantasie zu verändern.
Bis dieses einen Tages dieses seltsame Magazin ankam. Eine Ansammlung eng bedruckter Blätter. Unterbrochen von Zeichnungen. Zeichnungen, die Charaktere aus Filmen zeigten. Aus Filmen, die viele Jahre alt waren, doch an die ich mich nur zu genau erinnerte. Und dann begann ich die Geschichten zu lesen. Sie waren englisch. Sie waren seltsam. Sie waren unverständlich. Und sie waren wundervoll.
Denn es war diese Art von Geschichten, die mein Leben seit jeher bestimmten. Die Art von Geschichten, die mich über die langen Tage brachten. Die Geschichten, die ich mir ausgemalt hatte, während ich auf der Schulbank brütete. Und die Art von Geschichten, mit denen ich Wartezeiten ausfüllte, die mich ablenkten, wenn die Kälte in meine Beine kroch, während ich meinem Sohn beim Spielen zu sah. Die mich ablenkte, wenn die Zahnärztin ihren Bohrer in mein Zahnfleisch senkte. Auf die ich mich konzentrierte, wenn die kindischen Geister der Vergangenheit auferstanden, und mich daran hinderten, Schlaf zu finden.
Diese Geschichten waren es und noch mehr. Sie waren deutlich, sie waren körperlich, sie waren explizit. Ich brauchte eine Weile, um den Wortschatz zu begreifen, der mir aus dem Schulenglisch kein bisschen vertraut war. Doch ich begriff. Und ich war fassungslos. Fassungslos in gutem Sinn. Begeistert, beflügelt, wie im Traum. Tagelang las ich nur diese Geschichten, wieder und wieder. Ich verstand sie jedesmal besser, ich begriff die Zusammenhänge, erfasste Hintergründe.
Ich wollte mich bedanken, ich wünschte meinen Dank auszusprechen, deutlich zu machen, doch die Sendung, die mein Leben verändert hatte, enthielt keinen lesbaren Absender. Ich versuchte es dennoch, erriet Buchstaben, schrieb Brief um Brief. Doch jeder kam zurück, keiner fand sein Ziel. Keiner erreichte den Menschen, der diese Freude in mir verursacht hatte.
Ich bin ein Langsamtreter, eine Schlaftablette. Man muss mich mit dem Kopf vor etwas stürzen, mit dem Holzpfahl winken, ansonsten bemerke ich nichts und niemanden. Doch dies war wichtig. Und so dauerte es nur einige Monate und ungezählte zurückgekehrte Briefe, bevor ich darauf kam, an den Ursprung des Phänomens zurückzugehen. Zurück zu der Science Fiction Zeitschrift, die meine Annonce veröffentlicht, die meinem Wunsch Ausdruck verliehen hatte. Und so setzte ich mich hin, und schrieb eine Danksagung. Legte meine Gefühle in so wenige Worte wie möglich. Und ich hoffte auf Antwort, hoffte auf Kontakt. Und er kam. Ein zweites Päckchen erreichte mich nur wenige Wochen später. Und ich fand darin mehr Stoff. Mehr Geschichten, mehr Futter für meine Obsession. Jedoch anonym.
Doch diesmal war es anders. Die Geschichten waren tiefer, weiter. Es waren Erzählungen, Romane. Langsame, sanfte Entwicklungen einer Beziehung, die so schwierig, so unmöglich schien, dass allein die Hoffnung darauf das Herz öffnete.
Es waren nicht nur Liebesgeschichten. Sie besaßen Hintergrund, Profil, Entwicklung und Seele. Sie waren ergreifend, herrlich ergreifend.
Sie handelten von unmöglichen und doch traumhaften Paaren. Sie entwickelten Beziehungen existierender Charaktere und Menschen, die der Phantasie des Autors entsprangen. Figuren, die vielleicht aussahen wie die Schauspieler, die sie verkörpern sollten, bestände denn eine Möglichkeit, Geschichten wie diese auf die Leinwand zu bringen. Figuren, die so waren, die der Autor sie sich vorstellte. Die in jedem Detail, in jeder Kleinigkeit dem ähnelten, was ein Fan an seinem angebeteten Star liebte, und die doch mehr waren, viel mehr. Denn sie beinhalteten auch all jene verbotenen Facetten und Gelüste, deren Ursache sich keiner der Schreiber erklären kann, doch die so unverwechselbar, so deutlich im Scheinwerferlicht des eigenen Bewusstseins stehen, dass sie nicht verdrängt, nicht fortgeschoben werden können.
Kurzum, ich liebte diese Geschichten noch mehr, als die bisherigen. Sie zeigten, dass eine Dimension existierte, von der ich bislang keine Ahnung gehabt hatte. Sie zeigten, dass Gefühl, Träume und Schönheit auch dort existieren konnten, wo sie nicht offen zugegeben wurden. Sie erfüllten all das, wonach ich mich heimlich gesehnt hatte und noch so viel mehr.
Denn sie behandelten schmerzhafte, kritische Themen. Inhalte, die vorrangig und doch unterdrückt waren. Inhalte, die mit zu viel Scheu und Vorsicht umrundet wurden, als dass sich jemand ihrem kritischen Zentrum zu nähern traute.
Geschichten, die alles behandelten, Liebe, Leid, Schmerz und Tod, Gott, Seele, Teufel und Mystik jeglicher Art. Eine Mischung, die, durchsetzt mit Homoerotik das Schönste und Eindringlichste war, das ich jemals hatte lesen dürfen. Und ich habe viel gelesen. Doch nichts war jemals auf diese Weise ehrlich, auf diese Weise ergreifend, wie der erste Slash, der mir geschenkt wurde.
Wie die ersten Geschichten, die Nancy der Welt geschenkt hat. Denn ihre Erzählungen waren es, die ich zweimal las, die ich dreimal las, die ich heute auch immer und immer wieder lesen kann, ohne ihrer müde zu werden. Geschichten, die auf die sensibelste, empfindsamste Art zeigen, wozu ein Mensch, der liebt in der Lage sein kann. Welche Hindernisse er zu überwinden imstande ist, um sein Glück, seinen Seelenfrieden, die andere Hälfte seines Seins zu entdecken.
Nancy hatte diese Geschichten verfasst, über 15 Jahre bevor ich sie lesen konnte. Das Fandom war nicht mehr aktuell, es war eingeschlafen.
Und sonst wusste ich nichts. Nichts außer einer Sache. Ich brauchte einen Computer. Denn mittlerweile hatte ich verstanden, was Slash war und wovon er handelte. Ein Artikel in einer Zeitschrift, mit der ich, als internetloser Neandertaler, mich noch zu trösten wusste, hatte mir die Augen geöffnet. Ein Leser schrieb von Slash in enthusiastischen, wenn auch eher unverständlichen Worten. Doch mit meiner erworbenen Erfahrung lüftete sich der Nebel relativ schnell und ich rechnete mir die Wahrscheinlichkeit aus mit Hilfe des Internets mehr darüber zu erfahren. Ratenzahlung hieß des Rätsels Lösung und das Notebook war mein.
Ich hatte die Hoffnung bereits aufgegeben, waren doch meine Suchversuche mit den Namen der Autoren aus den Fanzines, mit Titeln, Geschichten, Darstellernamen, wieder und wieder gescheitert.
Doch es existierte ein kleines, nicht sehr umfangreiches, und dennoch um so herzlicheres Fandom zu dem blonden Agenten, der auf so unnachahmliche Weise die Welt rettete, während seine Seele wieder und wieder zerbrach.
Und ich tauchte in die Geschichten ein, Hals über Kopf. Es war anders, es war mehr dabei, als ich mir jemals hätte vorstellen können. Ideen, Möglichkeiten, Variationen ein und desselben Themas, die tiefgründig und gleichzeitig belebend wirkten. Beziehungsmöglichkeiten, Partnerschaften, auf die ich in meinen kühnsten Träumen nicht gekommen war. Gewalttätigkeiten, Exzesse, deren Bedeutung sich mir nicht einmal annähernd erschloss. Und doch war ich gefangen, gefesselt, wühlte mich durch Geschichte für Geschichte, wollte mehr, gierte nach mehr.
Und nebenbei hatte ich immer noch die Fanzines. Die Mechanismen waren für ein paar Monate Regel geworden. Der Danksagung per Annonce folgte rasch und wunderbarerweise beinahe postwendend ein neues Fanzine, eine neue, wundervolle Lektüre.
Und schnell merkte ich den Unterschied. Ich erkannte, dass Fanzines besser waren, durchdachter, ausgereifter. Dass in einer Geschichte zu verschwinden, am Computer zwar möglich, aber nicht so einfach, nicht so rettungslos möglich war.
Vielleicht deshalb, vielleicht auch, weil ich bald die Geschichten zu meiner Serie gelesen hatte. Vielleicht weil ich nicht ganz das gefunden hatte, was ich suchte. Vielleicht, weil ich selbst angefangen hatte zu schreiben, mich getraute, den Charakter meines geliebten Helden nach meinem Willen und Gewissen zu formen und zu ändern. Und weil mir dies eine Befriedigung verschaffte, aber nicht mehr das Kribbeln, das mir das Lesen der Fanzines verursacht hatte, deshalb suchte ich weiter nach dem verschwundenen Fandom. Es konnte nicht weit sein, beinhaltete es doch den Darsteller aus meiner Serie. Ich las weiter. Ich kommentierte, ich lernte Schreiber kennen, die mich in meinem Fanatismus noch weit übertrafen. Ich traf auf Mütter, Tanten, Großmütter, die ihre geheime Leidenschaften an dem gesicherten Computer auslebten. Ich traf auf junge Frauen, die Geschichten schrieben und ins Internet schickten, damit sie auf ihrem Computer nicht mehr auffindbar waren. Ich traf auf erfahrene Slasherinnen, auf Künstlerinnen, auf unglaubliche Talente, die aufblühten und dann verschwanden. Und ich lernte Schreiber kennen, die ganze Universen erschufen, Mailinglisten kreierten, die Fandoms in sich vereinigten, die den Slash als Crossover durch Bücher, Filme, Serien trugen.
Und auf dieser Liste, auf der Liste, in der mein Schauspieler, meine Serie, eine der vielen Rollen spielte, dort kam die Sprache auf das alte Fandom. Und es meldete sich jemand, der dieses kannte, jemand, der in diesem Fandom zu Hause war, der mir die Adresse zu der Mailingliste geben konnte.
Sie existierte. Es existierte eine Adresse, ein Anknüpfungspunkt an das, was ich gesucht hatte. Mit meiner gewonnenen Interneterfahrung war es mir ein Leichtes zuzugreifen, zuzuschnappen, mich anzumelden, einzuklicken, vorzustellen. Und wer leitete die Liste? Die Person, deren gedruckte Phantasien ich verschlungen hatte. Njpax, der Name, der mir bis dahin ein Rätsel gewesen war, von dem ich lange nicht hatte sagen können, ob er männlich oder weiblich war, ob dieser Mensch noch existierte, ob es ihn gab.
Njpax war Listmom. Njpax hatte meinen Antrag bewilligt und mich gebeten, mich vorzustellen. Zweifler von Natur aus, fragte ich nach und erhielt die Bestätigung. Sie war es wirklich. Und sie hieß Nancy. Sie lebte, war wirklich, und war immer noch aktiv. Ich erschauerte in Ehrfurcht. Ich fühlte mich geehrt, dass sie mich einer Antwort würdigte. Vereinzelte Meldungen auf der Liste ließen mehr erhoffen. Andere tauchten auf, andere, deren Geschichten ich auch gelesen hatte. Selten, vereinzelt. Wirklich vereinzelt. Regelmäßig erschien nur Nancy. Hin und wieder antwortete sie auf die Nachrichten, die ich an die Liste sandte, um sie am Leben zu erhalten. Ich warb allerorts dafür. Ich postete meine kläglichen Versuche in diesem Fandom. Und irgendwann hatte ich Erfolg. Irgendwann schickte mir Nancy die Romane, die sie geschrieben hatte. Irgendwann begann sie ihre Geschichten zu posten. Irgendwann vergrößerte sich die Liste, Mitglieder kamen. Die Zahl verdoppelte sich. Eine Community wurde gegründet, und ich tat alles, um auch diese am Leben zu erhalten. Und ich schrieb ihr von Zeit zu Zeit. Und sie schrieb mir. Ich fragte sie aus, über Lakota Ways. Über die Dinge, die sie geschrieben hatte. Ich machte deutlich, was sie mir bedeutet, was ihrer Geschichten mir bedeutet hatten. Und sie antwortete. Sie freute sich. Sie schickte mir mehr. Sie fühlte sich inspiriert. Sie entwickelte Ideen, schrieb. Sie entdeckte den Schauspieler wieder, den sie liebte. Sie besuchte ihn im Theater. Sie besorgte mir ein Autogramm von ihm. Sie erzählte mir von den Hörbüchern, die er aufgenommen hatte. Sie schickte mir eines zu. Sie berichtete von seinen frühen Tagen. Von der Musik, die er gemacht hatte. Sie träumte wieder von ihm, erinnerte sich.
Und ich träumte von ihr. Ich hatte sie niemals gesehen, niemals gesprochen. Ich hatte immer eine Scheu vor ihr, eine große Bewunderung ihren Ideen, ihrem Einfallsreichtum gegenüber verspürt.
Einst schrieb sie mir von ihrem Kater, General. Er war hinaus gegangen, aus dem Haus, um zu sterben. Tage später fand sie ihn. Er war gegangen, wie es in der Tradition der Völker beschrieben wurde, denen einst das Land gehört hatte, auf dem sie nun beinahe Gäste zu sein schienen. Es war richtig für General gewesen, draußen zu sterben. Keine Wände, kein Dach, das ihn einengen konnte. Die Seele brauchte Raum, um dem Körper entfliehen zu können.
Nancy starb in einem Krankenhaus. Ich kann es mir nur vorstellen. Angeschlossen an Schläuche, beobachtet von Monitoren. Health issues hatte sie es genannt. Kleine Gesundheitsprobleme.
Wegen ihres Knies war sie im vergangenen Jahr behandelt worden. Dialyse trug sie stets mit sich. Diabetes war eines ihrer Leiden. Ich weiß nicht, was den Ausschlag gegeben hat und ich will es auch nicht wissen. Es spielt keine Rolle. Sie ist gegangen und ich werde nie wieder Geschichten von ihr erzählt bekommen.
Als hätte sie etwas geahnt hatte sie in den letzten Monaten ihres Lebens begonnen, ihre Geschichte, die Geschichte der Fandoms, die Geschichte der Conventions, der Zines chronologisch aufzuschreiben. Sie war eine Zeitzeugin dieser Episode. Einer Episode, in der alles begann. Einer Episode, die mit Fanfiction und Slash den Weg ebnete für freies, künstlerisches Schaffen zur reinen Freude und zur Ehre. Zur Ehre derjenigen Menschen, die durch ihre Phantasien und ihre Darstellung den Grundstein legten. Und zur Ehre derjenigen Menschen, deren Hürden im Leben, für lange Zeit nur in der Phantasie genommen werden konnten. Die GLBT-Bewegung wäre nicht dasselbe ohne den Slash. Fanfiction hat Raum und Verständnis geschaffen. Fanfiction propagierte gleichgeschlechtliche Liebe in unnachahmlicher, phantastischer Form. Fanfiction rules. Fanfiction kennt keine Grenzen. Sie wirkt therapeutisch. Sie klammert nichts aus, Geschlechtskrankheiten ebenso wenig wie Leid und Tod. Fanfiction zeichnet ein verzerrtes Abbild des Lebens, durch die Vermischung der Persönlichkeit des Autors mit der Phantasie der Kunstschaffenden. Und Fanfiction befreit, therapiert, setzt Erkenntnisse in Bewegung, die schlummerten, die zu lange auf ihre Entdeckung gewartet haben.
Fanfiction ist etwas Besonderes. Ist anders, ist persönlicher als originale Literatur. Und für mich wird Fanfiction immer Nancy sein. Ich vermisse dich.

Montag, 22. September 2008

Sonntag, 21. September 2008